Gartenarbeit hält viele Menschen in Japan bis ins hohe Alter fit. Foto: Freepik
Japan führt die WHO-Statistik zur Lebensdauer an.
Seit vielen Jahren führt Japan die WHO-Statistik zum Lebensalter an. Kein Wunder: Im Land der aufgehenden Sonne leben fast 100 000 Menschen, die 100 Jahre und älter sind. So viele wie in keinen anderem Land weltweit. In Japan werden Frauen durchschnittlich 86 Jahre alt, Männer 81 Jahre. Im Vergleich dazu: Die durchschnittliche Lebenserwartung beträgt in Deutschland für Frauen 83,5 Jahre und für Männer 78,9 Jahre. Das lange Leben wird in Japan sogar gefeiert!
Das zweite Leben
"Keiro no Hi" heißt der Tag, der seit 2003 jeweils am dritten Montag im September die "Alten" in Japan würdigt. Es ist der Tag des Respekts vor den alten Menschen. Zu ihnen gehört jeder über 60-Jährige, denn in Japan fängt mit 60 das sogenannte zweite Leben an.
Basierend auf dem alten chinesischen Kalender gibt es in Japan den 60-Jahre-Zyklus-Kalender. Vereinfacht erklärt bedeutet er, dass ein Mensch den gesamten Kalenderzyklus einmal durchlebt und dann genau an der Konstellation im Kalender wieder steht, an der er geboren wurde. Der 60. Geburtstag trägt deshalb in Japan den Namen "Kanreki" - die Rückkehr zum Kalender, der nun ein zweites Mal durchlaufen wird. Die 60-Jährigen beginnen wieder als "Aka-chan", die kleinen Roten. Deshalb werden zum 60. Geburtstag in Japan eine rote Weste und eine rote Mütze getragen.
Die ältesten Menschen der Welt
Am Feiertag "Keiro no Hi" wird auch im Fernsehen über die ältesten Japaner berichtet. Die bislang ältestes Japanerin Kane Tanaka verstarb im April 2022 im Alter von sage und schreibe 119 Jahren. Noch älter wurde nur der Japaner Shigechiyo Izumi - er galt bis 2010 als der einzige Mensch, dessen Alter nachweislich 120 Jahre alt war. Vier der weltweit zehn ältesten Menschen kommen aus Japan. Als Hochburg der Hundertjährigen gilt in Japan die Präfektur Okinawa.
Jeanne Calment (1875-1997) hält mit 122 Jahren und 164 Tagen den Rekord für die älteste Frau und den ältesten Menschen aller Zeiten. Die Französin überlebte sowohl ihre Tochter als auch ihren Enkel.
Ein langes Leben - fünf Tipps
Warum werden die Menschen in Okinawa so alt. Eine japanische Studie hat das untersucht. Und das Ergebnis lässt sich in fünf Punkten zusammenfassen:
1. Ernährung: Die meisten hochhaltigen Menschen ernähren sich von Reis, Fisch und viel Gemüse. Sie essen wenig Fleisch, Eier und Milchprodukte. Und sie leben nach der Ernährungsphilosophie „Hara hachi bu“. Da bedeutet: Sie essen nur soviel, bis sie zu 80 Prozent satt sind. Grüner Tee gilt als sehr gesundheitsfördernd. Das im Tee enthaltene Epigallocatechin-3-gallat ist entzündungshemmend und soll eine antivirale und antibakterielle Wirkung haben. Ebenfalls gesundheitsfördernd sind fermentierte Lebensmittel wie Miso (Sojapaste) oder Natto (Sojabohnen).
2. Lebenstil: Sie vermeiden Stress und sorgen dafür, dass sie Zeit zum Entspannen haben - zum Beispiel bei einem heißen Bad. Ganz wichtig ist, dass die Alten nicht einsam sind, sondern eine Gemeinschaft erleben, in der sich liebevoll um sie gekümmert wird.
3. Aufgaben: Auch im hohen Alter sind sie noch aktiv, halten sich mit Arbeit jung. Besonders Tätigkeiten in der Landwirtschaft oder Gartenarbeit zur den Alten gut.
4. Spiritualität: Glauben hilft ihn en, einen Weg zu finden, Probleme zu bewältigen.
Blue Zone - fünf Regionen halten weltweit den Altersrekord
Okinawa gehört zu den fünf Blue Zonen weltweit, deren Einwohner ein besonders hohes Alter erreichen. Die vier anderen Zonen sind: Sardinien, Loma Linda in Kalifornien, der Nicoya-Halbinsel in Costa Rica und Ikaria auf Griechenland. Hier leben die meisten über 100-Jährigen.