Große Hoffnung: Neuer Augen-Chip gibt einen Teil des Sehvermögens zurück

Wieder sehen zu können ist die Hoffnung vieler Menschen mit einer Makuladegeneration. Foto: Freepik

Altersbedingte Makuladegeneration (AMD): Wie eine medizinische Innovation das Leben von Betroffenen verändert

Die altersbedingte Makuladegeneration (kurz: AMD) betrifft zwischen 4,5 bis 7 Millionen Menschen in Deutschland. Sie ist eine der häufigsten Ursachen für Erblindung  bei Personen im Alter ab 50 Jahre. Doch nun gibt es neue Hoffnung: Ein innovativer Chip, der direkt ins Auge implantiert wird, kann das Sehvermögen zumindest teilweise wiederherstellen. Was bislang wie Science-Fiction klang, wird jetzt durch eine europäische Studie belegt – mit erstaunlichen Ergebnissen.

Was ist altersbedingte Makuladegeneration?

Die Makula ist der zentrale Bereich der Netzhaut, mit dem wir scharf sehen, lesen und Gesichter erkennen. Bei der AMD kommt es zu einem fortschreitenden Absterben der Fotorezeptoren in genau diesem Bereich. Die Folge: Das Zentrum des Sehfeldes verschwindet, es entstehen „blinde Flecken“, Farben und Kontraste verblassen. Lesen, Autofahren oder Fernsehen werden unmöglich – die Lebensqualität leidet stark.

Laut Studien sind allein in Europa rund 70 Millionen Menschen betroffen. In Deutschland ist jeder Dritte über 65 Jahren gefährdet. Die AMD zählt zu den sogenannten Volkskrankheiten – und bisher war sie unheilbar.

Neue Technologie aus der Medizintechnik: Der Retina-Chip 'Prima' 

Ein internationales Forscherteam hat nun eine bahnbrechende Innovation entwickelt: Einen nur zwei mal zwei Millimeter kleinen Mikrochip, der direkt unter die Netzhaut implantiert wird. Dieses sogenannte „Prima-System“ ersetzt die Funktion der abgestorbenen Fotorezeptoren.

So funktioniert der Chip:

  • Der Chip reagiert auf Infrarotlicht, das durch eine spezielle Brille erzeugt wird.
  • Eine Kamera in der Brille nimmt das Bild der Umgebung auf.
  • Das Bild wird in Echtzeit als Infrarotsignal an den Chip gesendet.
  • Der Chip wandelt das Licht in elektrische Impulse um.
  • Diese Impulse werden an den Sehnerv weitergeleitet und im Gehirn als Bild interpretiert.

Das Ziel: Menschen, die durch AMD ihr Sehvermögen verloren haben, sollen wieder Buchstaben und einfache Formen erkennen können. 

Studie zeigt: Viele Betroffene können nach der Operation wieder lesen

Die neue Technologie wurde erstmals in einer klinischen Studie mit 38 Teilnehmern in fünf Ländern getestet – darunter auch Deutschland. Alle Probanden waren über 60 Jahre alt und nach WHO-Definition bereits blind. Die Ergebnisse nach einem Jahr sind beeindruckend:

  • 27 von 32 Patienten konnten nach dem Eingriff wieder lesen
  • 26 Personen wiesen eine signifikante Verbesserung der Sehschärfe auf
  • Die Lebensqualität stieg deutlich – viele fühlten sich wieder selbstständiger und sicherer im Alltag
  • Voraussetzung war allerdings ein intensives Training und viel Geduld. 

Diese Erfolge machen Mut, auch wenn  die erlangte Sehkraft nicht mit dem Sehvermögen gesunder Menschen zu vergleichen ist. Der Chip ist bisher nur im Rahmen klinischer Studien zugelassen und mit hohen Kosten sowie komplexen chirurgischen Eingriffen verbunden. Eine Verfügbarkeit für Patienten wird noch einige Jahre dauern. 

Für wen ist der Chip geeignet?

Die Technologie richtet sich speziell an Menschen mit sogenannter geografischer Atrophie – der trockenen Spätform der AMD. Eine Grundvoraussetzung ist, dass der Sehnerv und die äußeren Netzhautschichten noch funktionstüchtig sind. 

Frühzeitige Vorsorge: Was Sie heute schon für Ihre Augengesundheit tun können

Auch wenn der Chip derzeit nur in Studien eingesetzt wird, lohnt es sich, das Thema Augengesundheit ernst zu nehmen. Besonders für Menschen über 50 ist die regelmäßige Vorsorge entscheidend. Unsere Tipps:

  • Augen regelmäßig untersuchen lassen, insbesondere ab 55 Jahren (auch wenn keine Beschwerden vorliegen)
  • Auf eine ausgewogene Ernährung achten – besonders wichtig sind Vitamin A, Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien
  • Rauchstopp: Rauchen ist ein Risikofaktor für AMD
  • UV-Schutz: Tragen Sie bei Sonnenlicht eine Sonnenbrille mit UV-Filter
  • Bewegung & Blutdruckkontrolle: Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen das Risiko für AMD

Ein Hoffnungsschimmer für Millionen Betroffene

Der Netzhaut-Chip ist ein Meilenstein der Medizintechnik. Auch wenn er bisher nur im Rahmen von Studien eingesetzt wird, zeigt er: Der medizinische Fortschritt geht weiter – auch für Menschen, die bereits als blind gelten. 


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